Bewerber werden seit 2014 immer ungeduldiger. Aktuell erwarten drei Viertel von ihnen nach dem Versand der schriftlichen Bewerbung eine verbindliche Antwort innerhalb von Tagen oder nach maximal zwei Wochen. Bewerbungsverfahren brauchen mehr Tempo, Authentizität und Serviceorientierung. Das sind Ergebnisse des zweiten Teils der „Candidate Experience 2020“-Umfrage von softgarden. Der Recruiting-Software-Anbieter hat dafür 6.720 Bewerberinnen und Bewerber befragt.
Während im ersten Teil der breit angelegten Studie Arbeitgebermedien im Fokus standen, geht es im zweiten Teil um Bewerbungsprozesse aus Sicht von Jobinteressierten und Kandidaten.
Online-Bewerbung: K.o. durch Registrierung, unbeliebte Anschreiben
Bei 64,4 % der Jobinteressierten befördern sich Arbeitgeber durch komplizierte Online-Bewerbungsverfahren ins „Aus“. Auf die größte Ablehnung stößt mit 35,7 % dabei die komplexe Formularbewerbung mit vorheriger Registrierungspflicht. Für immerhin 43,8 % der Bewerber würde zudem ein Verzicht auf das Anschreiben die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung erhöhen. „Ein Anschreiben ist meistens ein präpariertes „BlaBla“, das nicht die Person widerspiegelt“, schreibt ein Teilnehmer.
Geschwindigkeit in Bewerbungsverfahren: steigende Ungeduld seit 2014
Seit 2014 befragt softgarden regelmäßig Bewerber zu deren Erwartungshaltung an die Geschwindigkeit im Bewerbungsprozess. Hier zeigt sich: Bewerber machen als digitale (und mobile) Konsumenten Erfahrungen mit Online-Prozessen, die ihre Erwartungshaltung bestimmen. Dadurch werden sie zunehmend ungeduldig. Während 2014 22,0 % der Befragten maximal zehn Minuten für die Eingabe von Daten in ein Online-Bewerbungsformular für angemessen hielten, waren es 2019 schon 45,1 %. Aktuell sind es 59 %. Ähnliches lässt sich bei der Erwartung an die Zeit beobachten, die zwischen der Bewerbung und der Einladung zum Jobinterview vergehen sollte. Aktuell erwarten 15,9 % der Bewerber diese nach weniger als einer Woche, weitere 59,1 % nach ein bis zwei Wochen.
Verhalten in Bewerbungsgesprächen: zwischen Desinteresse und Herablassung
In ihren Kommentaren schildern verschiedene Umfrage-Teilnehmer kontraproduktive Verhaltensweisen von Unternehmensvertretern in den Jobinterviews. „Der Arbeitgeber spielte während des Vorstellungsgesprächs die ganze Zeit am Handy – das Gespräch habe ich mit ziemlich deutlichen Worten abgebrochen“, schreibt ein Bewerber – und ein anderer berichtet von „Firmenvertretern, die den Eindruck vermitteln, dass keiner ihnen das Wasser reichen kann.“ Die drei schlimmsten Showstopper während des Jobinterviews sind aus Bewerbersicht: die Unfähigkeit der Interviewpartner zu erklären, worin der Job genau besteht (81,4 %), Gesprächspartner, die Bewerbern das Gefühl der Unterlegenheit vermitteln (76,1 %) und das Herumdrucksen beim Gehalt (69,3 %).
Erfolgsfaktoren im Recruiting: Empfehlungen der Bewerber
Welche Erlebnisse bei der Jobsuche überzeugen demgegenüber Bewerber von einem Arbeitgeber? 1.709 Bewerber haben zum Schluss der Umfrage ihre Erfahrungen mitgeteilt. In den Antworten treten vor allem drei Faktoren hervor: eine positive Haltung der Beteiligten gegenüber den Bewerbern, eine transparente und authentische Kommunikation sowie eine professionelle Organisation mit serviceorientierten Prozessen. „Klare Aussagen zu Anforderungen, Tätigkeitsfeld, Gehalt, Urlaub etc. Strukturierte und geführte Prozesse in der Bewerbung“, fasst ein Bewerber seine positiven Erfahrungen zusammen. „Schneller unverbindlicher Bewerbungsprozess, offener Umgang mit Vor- und Nachteilen der Unternehmensstruktur“, schreibt ein anderer.
Kürzere, digitale Prozesse als Grundlage
„Ohne eine durchgängige digitale Lösung ist ein bewerbergerechter Standard kaum noch zu schaffen. Eine Schlüsselrolle dabei spielt die nahtlose Integration der Hiring Manager. Nach unserer Erfahrung können Arbeitgeber ihre Prozesse damit um 40 % verkürzen“, sagt Mathias Heese, Geschäftsführer von softgarden.
Der zweite Teil der aktuellen softgarden-Studie steht auf der softgarden Webseite zum kostenlosen Download zur Verfügung. Auch der erste Teil ist auf der Website von softgarden verfügbar. Der abschließende dritte Teil erscheint im November. In ihm geht es um die jeweiligen Besonderheiten der Kandidatenpräferenzen je nach Einstieg in die Jobsuche (Google, Jobbörse, Xing oder LinkedIn, Karrierewebsite).
Weitere Informationen zu softgarden sind im Lösungskatalog verfügbar.